23. Journalistinnenkongress (1): It’s the Economy, Ladies!

23. Journalistinnenkongress (1): It’s the Economy, Ladies!

Wien (OTS) – Nach einem pandemiebedingten Online-Jahr kehrte der Journalistinnenkongress 2021 wieder in das Wiener Haus der Industrie zurück. Diesmal lautete das Motto: „It´s the Economy, Ladies (Ohne Göld ka Musi)“. Es dreht sich also alles um (Medien-)Frauen, die Wirtschaft und das Geld.

Eröffnende Worte und motivierende Appelle

Den Auftakt machte Maria Rauch-Kallat, ehemalige Frauenministerin (ÖVP) und Initiatorin des Journalistinnenkongresses mit einer Eröffnungsrede. Sie sprach darin von Finanzen als Tabuthema unter Frauen. In weiterer Folge appellierte sie an die anwesenden Medienfrauen, sich im Job nicht zu bescheiden zu geben und bei Gehaltsverhandlungen nicht zurückzustecken. Vor allem an die anwesenden jungen Journalistinnen gerichtet sagte sie: „Merkt euch, Karriere kann man planen. Das können wir uns von den Männern abschauen.“

In seiner virtuellen Grußbotschaft bestätigt Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung, Parallelen zwischen dem Industrie-Sektor, der Politik und dem, was auch in Österreichs Redaktionen zu beobachten ist: „Immer noch sind zu wenige Frauen in politischen Spitzenpositionen, in Chefetagen der Medienhäuser und der Industrie angesiedelt.“

Frauenministerin Susanne Raab schloss die Eröffnungsrunde mit einem Statement ab. Darin hob sie einerseits hervor, wie viel sich in den letzten Jahren in Bezug auf Frauen zum Positiven gewandelt hat. Andererseits kritisierte sie aber auch das langsame Voranschreiten der Entwicklungen.

Wer schafft an, wer zahlt?

Mit der Frage „Wirtschaft und Medien(frauen) – Eine schwierige Beziehung? Wer schafft an, wer zahlt?“ eröffnete Kathrin Werner die erste Keynote des Tages. Die Redaktionsleiterin von Plan W, dem Frauen-Wirtschaftsmagazin der Süddeutschen Zeitung, bezeichnet sich gleichzeitig auch als „Frauenbeauftragte der SZ“. In ihrem Vortrag diskutierte sie die Frage, warum Frauen ihr eigenes Wirtschaftsmagazin brauchen: „Oft sieht man in Wirtschaftsmagazinen mehr Frauen in den Werbeanzeigen als in den Texten.“ Ist in einem Text dann einmal eine Frau als Protagonistin vertreten, würden ihr häufig viel „weichere“ Fragen gestellt als Männern. Zudem komme kaum ein Text mit weiblicher Hauptperson ohne Anmerkungen bezüglich des Äußerlichen aus. Schwierig sei jedoch die Finanzierung eines Frauen-Wirtschaftsmagazins wie Plan W: Anzeigekundschaft gebe es kaum.

Auch bei Horst Pirker, Chef der VGN Medien-Holding, ging es um Geld. In seiner Keynote sprach er von einer Qualitätsspirale:
Journalistische Qualität benötige Geld. Nimmt die Qualität ab, nehmen auch die Einnahmen ab. Seien die Einnahmen aber zu gering, könne auch ein gewisser Qualitätsstandard nicht mehr gehalten werden. Wer zahlt, hat in seinen Augen aber trotzdem nur in Ausnahmefällen das Zepter in der Hand: „Wer zahlt, schafft Gott sei Dank nur ausnahmsweise an. Wer zahlt, übt aber Einfluss aus. Und wer nicht zahlt, übt auch Einfluss aus.“

Wenn der Feminismus zum Werbemittel wird

Der dritte Programmpunkt des Tages stand unter dem Motto des 2021 erschienenen Buches von Beate Hausbichler mit dem Titel „Der verkaufte Feminismus“. Hausbichler ist Redakteurin bei Der Standard und Autorin. In dem Gespräch mit Barbara Haas (Chefin von Podcast und Video bei der Kleinen Zeitung) erläuterte sie, wie aus der politischen Bewegung Feminismus ein Label wurde, das sich der Konsumkapitalismus zunutze gemacht hat. Feminismus werde von vielen Firmen als Werbemittel benutzt: Ein Produkt oder ein ganzes Unternehmen verkauft sich als feministisch. Kampagnen werden feministisch geframet, Empowerment wird in den Vordergrund gestellt. Was sich dahinter aber verbirgt, ist die Hoffnung auf Profit.

Sophie Aster, YoungStar

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