Neue Guidelines zur Diagnose und Behandlung von Hirnmetastasen

Neue Guidelines zur Diagnose und Behandlung von Hirnmetastasen

Wien (OTS) – Hirnmetastasen sind häufige und gefährliche Komplikationen bei KrebspatientInnen. Unter Federführung von ExpertInnen der MedUni Wien haben zwei der größten internationalen onkologischen Fachgesellschaften neue klinische Guidelines zur Diagnose und Behandlung von Hirnmetastasen solider Tumoren veröffentlicht. Die Empfehlungen wurden aktuell im Top-Journal Annals of Oncology (Impact Factor 33) publiziert.

Für die Mehrheit der PatientInnen besteht das Ziel der Behandlung von Hirnmetastasen darin, eine neurologische Verschlechterung zu verhindern oder zu verzögern und das Überleben bei akzeptabler Lebensqualität zu verlängern. Eine Minderheit von PatientInnen, insbesondere mit kleinen und wenigen Läsionen, kann ein langfristiges Überleben oder sogar eine Heilung erfahren. Dazu hat die Medizin in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht, nicht zuletzt dank Forschung an der MedUni Wien. Die aktuell publizierten gemeinsamen Empfehlungen der European Association of Neuro-Oncology (EANO) sowie European Society for Medical Oncology (ESMO) zur Diagnose und Behandlung parenchymaler Hirnmetastasen solider Karzinome umfassen die aktuellsten Methoden zu Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge. Die multidisziplinären Empfehlungen stellen eine wertvolle Informationsquelle für ÄrztInnen und andere Leistungserbringer sowie informierte PatientInnen und Angehörige dar.

Moderne Krebsmedizin ist Personalisierte Medizin

„Hirnmetastasen stehen im Forschungsfokus unserer Abteilung“, erklärt federführender Letztautor Matthias Preusser, Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie der Universitätsklinik für Innere Medizin I der MedUni Wien und des AKH Wien und aktuell Präsident der EANO, „zuletzt haben wir große Fortschritte im biologischem Verständnis, bei der Diagnostik und der Therapie von Hirnmetastasen gemacht. Fortschritte, die wir in diese neuen Guidelines einfließen lassen konnten.“

Im Bereich der Diagnostik gewinnt zusätzlich zur Untersuchung von Tumorgewebe das Verfahren der Liquid Biopsy zunehmenden Stellenwert. Analysen von Blut- oder Liquorproben auf molekularer Ebene lassen genetische Änderungen erkennen, auf deren Basis zielgerichtete, moderne Therapien ausgewählt werden. „Die moderne Krebsmedizin ist eine personalisierte Medizin“, erklärt Co-Autorin Anna Berghoff von der MedUni Wien, „die individuellen zielgerichteten Therapien und Immuntherapien sind ein therapeutischer Ansatz mit großem Potenzial.“

In der Behandlung konnten in den vergangenen Jahren erkennbare Erfolge erzielt werden. „Bei der Behandlung von Hirnmetastasen, die von Melanomen (Hautkrebs) ausgehen, konnten die Ansprechraten deutlich erhöht werden“, erläutert Preusser. Inzwischen können bei bis zu 60% der PatientInnen mit asymptomatischen Hirnmetastasen des Melanoms mit der Kombination aus zwei Immuntherapien über Jahre anhaltende Remissionen im Gehirn erzielt werden.

Auch bei Hirnmetastasen des Lungenkarzinoms und des Mammakarzinoms werden mit personalisieren Therapieformen Ansprechraten deutlich über 50% erzielt, insbesondere wenn onkogene Mutationen oder Genamplifikationen in den Tumoren vorliegen. “Gehirnmetastasen gehören nach wie vor zu den ernstesten Situationen in der Onkologie, jedoch führen die Weiterentwicklungen der Onkologie auf Basis von biologischer Forschung zu längerem und besserem Überleben eines Teils unserer PatientInnen. Diese Erfolge motivieren uns ungemein unsere Forschungsarbeit an unserer Abteilung und in internationalen Verbünden in diese Richtung fortzuführen“, so Preusser.

Service: Annals of Oncology

EANO–ESMO Clinical Practice Guidelines for diagnosis, treatment and follow-up of patients with brain metastasis from solid tumours. E. Le Rhun, M. Guckenberger, M. Smits, R. Dummer, T. Bachelot, F. Sahm, N. Galldiks, E. de Azambuja, A.S. Berghoff, P. Metellus, S. Peters, Y-K. Hong, F. Winkler, D. Schadendorf, M. van den Bent, J. Seoane,R. Stahel, G. Minniti, P. Wesseling, M. Weller & M. Preusser on behalf of the EANO Executive Board and ESMO Guidelines Committee
[https://doi.org/10.1016/j.annonc.2021.07.016]
(https://doi.org/10.1016/j.annonc.2021.07.016).

Medizinische Universität Wien
Mag. Johannes Angerer
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