Bayr: Unsere Kleidung darf keine Menschenleben kosten

Bayr: Unsere Kleidung darf keine Menschenleben kosten

Gewalt gegen Frauen global bekämpfen – Lieferkettengesetz soll Unternehmen in die Pflicht nehmen

Wien (OTS/SK) – „Anlässlich des Jahrestags des Einsturzes der Textilfabrik Rana Plaza, der am 24. April 2013 zu mehr als tausend Toten und über 2.500 Verletzten geführt hat, gedenken wir auch einer jungen Textilarbeiterin, die im Jänner diesen Jahres in Indien ermordet wurde, nachdem sie sexuellen Übergriffen durch ihren Vorgesetzten ausgesetzt war“, sagt Petra Bayr, SPÖ-Bereichssprecherin für globale Entwicklung. ****

Jeyasre Kathiravel, eine einundzwanzigjährige Näherin, kam in einer Nacht im Jänner 2021 nach ihrer Schicht in der Natchi Bekleidungsfabrik nicht nach Hause. Später wurde sie tot in einem Feld nahe ihres Hauses gefunden. Ihr Vorgesetzter steht in Verdacht, sie ermordet zu haben. Die Arbeiterin ist, laut eines Berichts des Guardians im März 2021, davor wochenlang sexuellen Übergriffen durch ihren Vorgesetzten ausgesetzt gewesen. Nach ihrem Tod haben sich weitere 25 Frauen in der Fabrik gemeldet, um von sexuellen Übergriffen zu berichten. „Es passiert sehr oft in der Nachtschicht“, wird eine Arbeiterin zitiert.

Die Arbeiterinnen sprechen von „totaler Macht“, die das männliche Management seit Jahren über sie ausübt. Die Näherinnen werden massiv unter Druck gesetzt, ihre Quote von 1.000 Kleidungsstücken pro Tag zu erreichen. Die Arbeiterinnen sind zumeist Alleinverdienerinnen, die mit ihrem kargen Lohn nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Kinder und Verwandten erhalten. Die Fabrik ist ihre einzige Möglichkeit Arbeit zu finden. Dadurch sind sie der Willkür der Fabrikleitung ausgeliefert. Es herrscht eine Kultur der Angst.

Schon 2018 hat ein Bericht der Organisation Global Labor Justice eine Vielzahl sexueller Übergriffe in der globalen Zulieferkette von H&M, unter anderem in Indonesien, Bangladesch und Indien, aufgedeckt. „Europäische Bekleidungsunternehmen, die Ware aus der Natchi Bekleidungsfabrik beziehen, müssen dringend mit dem Fabrikmanagement und der Gewerkschaft TTCU zusammenarbeiten, um das System der sexuellen Übergriffe aufzubrechen. Außerdem muss die Gewerkschaft Zugang zur Fabrik erhalten und den Arbeiterinnen ermöglicht werden, sich zu organisieren, ohne Schikanen befürchten zu müssen“, fordert Bayr.

„Wir müssen Solidarität zeigen, Gewerkschaften weltweit stärken, und Gewalt gegen Frauen global bekämpfen. Außerdem brauchen wir ein Lieferkettengesetz, das Unternehmen in die Pflicht nimmt die Zustände in ihren Lieferketten zu verbessern. Ich habe dazu gemeinsam mit Julia Herr im März 2021 zwei Anträge eingebracht und wir unterstützen die zivilgesellschaftliche Initiative ‚Menschenrechte brauchen Gesetze‘, die mit einer Petition die Regierung auffordert, hier endlich aktiv zu werden“, ruft Bayr zur Unterstützung der Petition auf.

Weitere Informationen:
Petition: www.menschenrechtebrauchengesetze.at
Petra Bayr: Lieferkettengesetzes für eine soziale, menschenrechtskonforme und nachhaltige Produktionsweise www.cleanclothes.at

(Schluss) sc

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