Runder Tisch: Caritas plädiert für „Pakt gegen Einsamkeit“
Runder Tisch: Caritas plädiert für „Pakt gegen Einsamkeit“
Caritas Präsident Landau: „Der Runde Tisch war ein guter Anfang. Aber es braucht weitere Schritte und einen Regierungsbeauftragten zum Thema Einsamkeit.“
Wien (OTS) – Im Anschluss an den von der Bundesregierung einberufenen Runden Tisch zum Thema Alterseinsamkeit zeigte sich Caritas Präsident Michael Landau zuversichtlich: „Ich bin der Bundesregierung für diese Initiative sehr dankbar – gerade auch dann, wenn heute zugesichert wurde, dass es das erklärte Ziel dieser Regierung ist, einen breiten Pakt gegen Einsamkeit auch über Corona hinaus zu planen. Als Caritas haben wir uns gemeinsam mit Österreichs Bischöfen schon vor der Pandemie für einen solchen Pakt ausgesprochen. Denn Einsamkeit war bereits vor der Krise eine Zivilisationskrankheit in westlichen Gesellschaften. Für Alte und Junge. Und sie ist ein Problem, das durch die Pandemie nun noch einmal deutlich verschärft wurde. Das Virus hat sich als Brandbeschleuniger in Sachen Einsamkeit erwiesen. Es wird wichtig sein, jetzt Antworten auf diese stille Not zu buchstabieren.“
Pflegereform als Chance im Kampf gegen Alterseinsamkeit Internationale Studien belegen: Einsamkeit nimmt zu. Jung und Alt sind betroffen. Und Einsamkeit macht krank. Allein in Österreich gab es bereits vor der Corona-Krise, so eine Studie, rund 372.000 Menschen, die niemanden für persönliche Gespräche in ihrem persönlichen Umfeld haben. Die Zahl der Single-Haushalte hat sich in den letzten 30 Jahren fast verdoppelt. „Wenn wir Menschen nun in der Krise raten, ihre sozialen Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren, dann bedeutet das für viele, dass sie gar keine Sozialkontakte mehr haben“, so Landau. „Ja, alte Menschen waren hier sicher in besonderer Weise betroffen. Die anstehende Pflegereform muss hier Lösungen bereitstellen – etwa indem der mobile Bereich weiter gestärkt wird, innovative Konzepte wie jene der Community-Nurses auf den Weg gebracht und pflegende Angehörige massiv entlastet werden.“
Regierungsbeauftragte/r für Einsamkeit gefordert
Geht es nach der Caritas sollte ein Pakt gegen Einsamkeit aber auch junge Menschen in den Blick nehmen. Landau warb dabei „für ein breites Bündnis bestehend aus Bund, Ländern, Gemeinden, Wirtschaft, Kirchen und Zivilgesellschaft“ und dafür, eine/n Regierungsbeauftragte/n für das Thema einzusetzen. „Wir benötigen Enttabuisierung und Bewusstseinsbildung, medienwirksame Kampagnen und Evidenz. Und wir brauchen mutige und innovative Initiativen – eine Stärkung zivilgesellschaftlicher Strukturen und des Ehrenamts wären hier sinnvoll. Klar ist: Was alle angeht können auch nur alle gemeinsam angehen. Und es kommt dabei auf jede und jeden Einzelnen an.“
Best Practice: „Wir sind im Kampf gegen Einsamkeit nicht allein“ Landau verwies bei dem Termin im Bundeskanzleramt auch ermutigende Beispiele anderer europäischer Länder: „Die gute Nachricht lautet:
Wir sind im Kampf gegen Einsamkeit nicht allein. Andere Länder sind bereits vorangegangen.“ So hat etwa die dänische Regierung im Jahr 2018 ein Millionenbudget für Maßnahmen und Initiativen bereitgestellt. In Deutschland fand das Thema Eingang ins Regierungsübereinkommen. Die Niederlande haben einen Pakt gegen Einsamkeit verabschiedet. Und in Großbritannien kam es gar zu einer ministeriellen Zuständigkeit bei dem Thema. Ein Pilotprojekt dort:
Mitarbeiter der Royal Mail, der britischen Post, halten Nachschau bei einsamen Menschen Zuhause. „Ich bin überzeugt: Wer den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken will, muss die Einsamkeit bekämpfen.“
Caritas im Kampf gegen Einsamkeit
Die Caritas hat in den vergangenen Jahren zusätzlich zu bestehenden Besuchsdiensten und pfarrlichen Initiativen eine Reihe von Projekten wie Wärmestuben, Begegnungscafés, Buddy-Projekte oder Social-Media-Gruppen zum Austausch pflegender Angehöriger auf den Weg gebracht. Gemeinsam mit der Kronen Zeitung und Magenta wurde während des Lockdwons zusätzlich das Projekt Plaudernetz – eine österreichweite Hotline gegen das Alleinsein – gestartet. Menschen, die niemanden zum Reden haben telefonieren mit Freiwilligen, die gerne zuhören. Seit April sind bereits mehr als 6.000 Anrufe aus ganz Österreich eingegangen. Dass der Bedarf groß ist, wurde auch bei einem zweiten Pilotprojekt deutlich: Die Caritas eröffnete im Sommer 16 Klimaoasen in Wien und Niederösterreich. Orte in Pfarren, wo Menschen ins Gespräch kommen können. Und auch hier: Viele kommen, weil sie Zuhause niemanden zum Reden haben. Allein im Juli und im August wurden 2000 Besucher gezählt.
Eunike de Wilde
Presse
Caritas Österreich
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Email: eunike.dewilde@caritas-austria.at
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