Starkes Samenjahr für Tannen
Starkes Samenjahr für Tannen
Bundesforste ernten Tannenzapfen in ganz Österreich – Saatgut für nächste Baumgenerationen – Tanne als Baum der Zukunft
Wien/Purkersdorf (OTS) – In den letzten Wochen waren sie in Österreichs Wäldern nicht zu übersehen: Baumwipfel schwerbehangen mit Tannenzapfen. „Für die Tannen ist heuer ein außergewöhnlich starkes Samenjahr“, berichtet Rudolf Freidhager, Vorstand für Forstwirtschaft und Naturschutz der Österreichischen Bundesforste (ÖBf). Erst 2018 war eine so genannte Vollmast zu verzeichnen, ein Jahr also, in dem die Tannen (Abies alba) besonders viele Zapfen mit Samen ausgebildet hatten. Üblicherweise kommt es alle zwei bis drei Jahre zu Vollmasten bei der Tanne. Warum genau, ist wissenschaftlich noch nicht restlos geklärt. Vermutet wird aber, dass die Zeitspanne seit der letzten Mast sowie die Witterung im Mastjahr sowie den Vorjahren eine Rolle spielt. „In den nächsten Wochen werden Zapfenpflücker in ganz Österreich unterwegs sein, um in luftigen Höhen Tannenzapfen zu ernten und wertvolles Saatgut für die nächsten Baumgenerationen zu gewinnen“, so Freidhager. „Denn in den Zapfen stecken die jungen Tannen von morgen.“ Geerntet wird an ausgewählten Standorten in Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg und Tirol. Das Zeitfenster für die Ernte ist kurz und erstreckt sich nur über einige wenige Wochen. „Den Sommer über reifen die Zapfen heran und werden im Spätsommer erntereif. Geerntet werden müssen sie in frühreifem Zustand, noch bevor die Zapfen aufspringen und am Baum zerfallen“, erklärt Freidhager. Neben Tannen werden auch Douglasien und vereinzelt Fichten, Zirben und Lärchen beerntet. Bei guten Bedingungen können heuer rund vier bis fünf Tonnen Zapfen geerntet und damit rund 300 bis 400 Kilogramm Saatgut gewonnen werden.
Ernte in 30 Meter Höhe
Für die Baumsteiger ist die Zapfenernte eine luftige Angelegenheit, hängen die Zapfen doch stets in den Wipfeln. Erst ab einem Alter von rund 40 bis 50 Jahren beginnen Tannen, Zapfen auszubilden, einem Alter also, wo sie schon ziemliche Wuchshöhen erreicht haben. „Die Tannen können Höhen von bis zu 30 Metern, in manchen Fällen sogar von bis zu 40 Metern erreichen“, so der Vorstand. „Da sind nicht nur Sportlichkeit und gute Kondition gefragt, auch absolute Schwindelfreiheit ist erforderlich.“ Ausgestattet mit Seil und Klettergurt, Jutesack und Erntehaken klettern die Zapfenpflücker hurtig und gesichert in die Wipfel. Oben angelangt werden die voll behangenen Äste mit der Angel herangezogen und die Zapfen händisch abgepflückt. Volle Säcke werden abgeworfen und Jutesack für Jutesack befüllt. Ein Aufwand, der sich bei gut bestückten Bäumen jedenfalls lohnt: „Ein guter Baum trägt bis zu 25 Kilogramm Zapfen“, erklärt Freidhager. Nach der Ernte müssen die Säcke innerhalb von ein bis zwei Tagen zur Weiterverarbeitung in die betriebsinterne Saatgutaufbereitungsanlage (Klenge) gebracht werden. In Arndorf bei Krems (NÖ) betreiben die Bundesforste eine der letzten Anlagen ihrer Art, um selbst Saatgut für Aufforstungen herstellen zu können.
Zapfen aus Tief- und Hochlagen
Geerntet wird in allen Höhenstufen von rund 400 Meter Seehöhe (submontan) bis rund 1.500 Meter Seehöhe (hochmontan), um für jedes Gebiet und jede Höhenlage passendes Saatgut zu gewinnen. Denn die genetischen Strukturen der jeweiligen Tannen sind unterschiedlich, je nachdem, ob sich die Tannen in tieferen Lagen oder in Hochlagen befinden. Für die Ernte werden nur jene Bäume ausgewählt, die in Vollmast stehen, d.h. besonders reich an Zapfen sind. Auch die Erntewürdigkeit und Qualität der Zapfen wird vor der Ernte überprüft und Probezapfen entnommen, bevor ein Baum beerntet wird. Nur wenn die Zapfen ausreichend Vollkörner und wenig Hohlkörner enthalten, wird der Baum zur Ernte freigegeben. Geerntet werden darf darüber hinaus nur in anerkannten und zertifizierten Beständen, damit beste Saatgutqualität gewährleistet ist.
Tanne als Baum der Zukunft
Ursprünglich in den heimischen Wäldern stark verbreitet, hat der Anteil an Tannen in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen. Zukünftig wird die Bedeutung der Tanne jedoch steigen. Im Klimawandel bietet die Tanne großes Potential. Sie kommt mit Hitze und Trockenheit weit besser zurecht als die Fichte, Österreichs häufigste Baumart, und zählt zu den am tiefsten wurzelnden Nadelgewächsen. Mit ihren langen Wurzeln kann sie Wasser und Nährstoffe bis zu zwei, drei Meter tief aus dem Boden holen und längere Trockenperioden besser überdauern. Als Schattbaumart kann sie jedoch nur im Schatten bestehender Bäume aufwachsen. Auch machen ihr zu hohe Wildstände zu schaffen, ihre nährstoffreichen Triebe werden besonders gerne verbissen. „Als Mischbaumart ist die Tanne unumstritten eine Baumart der Zukunft, nicht zuletzt auch dank ihren breiten, ökologischen Amplitude – wächst sie doch von tiefen Lagen mit 300 Meter bis in den Gebirgswald mit 1.500 Meter Seehöhe“, sagt Freidhager. Wie forcieren die Tanne gezielt und freuen uns über ihr Comeback in den heimischen Wäldern“, so ÖBf-Vorstand Rudolf Freidhager abschließend.
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Österreichische Bundesforste
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