Mehr testen, aber richtig / Kommentar von Joachim Fahrun zu Corona-Tests für alle
Mehr testen, aber richtig / Kommentar von Joachim Fahrun zu Corona-Tests für alle
Berlin (ots) – Kurzform:
Mit weniger als 800 aktiven bekannten Corona-Infektionen in Berlin kann man trotz der jüngsten Ausbrüche in überbelegten Wohnblocks in Friedrichshain und Neukölln immer noch von einem glimpflichen Verlauf der Epidemie sprechen. Deswegen würde es auch wenig Sinn ergeben, jedem Bürger einen vom Land bezahlten Corona-Test anzubieten. Selbst bei Tests unter den als eher gefährdet geltenden Mitarbeitern in Krankenhäusern, Schulen und Altenheimen sind die positiven Befunde überaus selten. Es ist deshalb richtig, nicht Kapazitäten und Geld für nach menschlichem Ermessen negativ ausfallende Massentests zu verbrauchen. Mit dem schrittweisen Vorgehen sichert man sich die Option, flexibel auf den Verlauf der Pandemie zu reagieren. Das ist der richtige Weg. Aber es wird Zeit, dass er endlich energischer als bisher beschritten wird.
Der vollständige Kommentar:
„Testen, testen, testen“, so lautet schon seit Beginn der Corona-Krise der Rat vieler Experten, um mehr über den Verlauf der Covid-19-Pandemie zu lernen und mehr Sicherheit in der Bevölkerung zu schaffen. Ein Fachmann wie US-Präsident Donald Trump vertritt mit seiner Empfehlung, weniger zu testen und dann verschwinde auch das Virus, allenfalls eine Minderheitenposition.
Berlin hat sich dennoch lange schwer getan, die Test-Zahlen wirklich nach oben zu schrauben. Von den fast 60.000 Analysen pro Woche, die Berlins Labore leisten könnten, ist die Stadt immer noch weit entfernt. Dennoch ist es auch ein gutes Zeichen, dass weniger Menschen die Corona-Praxen der niedergelassenen Ärzte oder die Test-Stellen der Krankenhäuser aufsuchten. Bis heute sind es eben relativ zur Bevölkerungszahl wenige Berliner, die Krankheitssymptome zeigen oder als Kontaktpersonen von Infizierten zum Test gebeten werden.
Mit weniger als 800 aktiven bekannten Corona-Infektionen in Berlin kann man trotz der jüngsten Ausbrüche in überbelegten Wohnblocks in Friedrichshain und Neukölln immer noch von einem glimpflichen Verlauf der Epidemie sprechen.
Deswegen würde es auch wenig Sinn ergeben, jedem Bürger einen vom Land bezahlten Corona-Test anzubieten, wie das Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) jetzt so forsch getan hat. Selbst bei Tests unter den als eher gefährdet geltenden Mitarbeitern in Krankenhäusern, Schulen und Altenheimen sind die positiven Befunde überaus selten. Es ist deshalb richtig, nicht Kapazitäten und Geld für nach menschlichem Ermessen negativ ausfallende Massentests zu verbrauchen, die nur Aktivität zu suggerieren. Mit dem schrittweisen Vorgehen sichert man sich die Option, flexibel auf neue Ausbrüche oder den Verlauf der Pandemie zu reagieren. Das ist der richtige Weg. Aber es wird Zeit, dass er endlich energischer als bisher beschritten wird.
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