„Vertell doch mal!“: Das sind die Siegerinnen und Sieger des niederdeutschen Schreibwettbewerbs 2020
„Vertell doch mal!“: Das sind die Siegerinnen und Sieger des niederdeutschen Schreibwettbewerbs 2020
Hamburg (ots) – „Schreib´etwas zum Thema ‚Fief vör twölf‘ (‚Fünf vor zwölf‘)“! So lautete der Aufruf zum 32. niederdeutschen „Vertell doch mal!“-Wettbewerb. Die fünf besten Geschichten hat eine Jury ausgesucht – insgesamt waren rund 1000 plattdeutsche Geschichten eingesandt worden. Die Siegerinnen und Sieger werden am Freitag, 5. Juni, um 19.00 Uhr in einer virtuellen Feier auf www.NDR.de/vertell (http://www.NDR.de/vertell) und auf www.bremeneins.de (http://www.bremeneins.de) geehrt und erhalten Preise im Gesamtwert von 5000 Euro. Schauspielerinnen und Schauspieler des Ohnsorg Theaters lesen die besten Geschichten vor. Moderiert wird die virtuelle Feier von NDR Plattdeutsch-Redakteurin Ilka Brüggemann. Und auch die Zuschauenden entscheiden mit: Bis Sonntag, 7. Juni, um „fief vör twölf“ können sie auf NDR.de/vertell und bremeneins.de den Gewinner des Publikumspreises wählen. Ab 14.00 Uhr wird dieser dann ebenfalls online bekanntgegeben.
Das sind die fünf Siegerinnen und Sieger:
Der erste Preis von „Vertell doch mal!“ 2020 geht nach Hamburg. Gewonnen hat Marie Sophie Koop. Die 23-Jährige hat ein Film-Regie Studium absolviert und überwacht derzeit Skript und Ablauf bei Filmproduktionen. Platt ist nicht die Muttersprache von Marie Sophie Koop. Seit einigen Jahren lernt sie Platt intensiv und mit Erfolg. Ihre mit 1500 Euro ausgezeichnete Geschichte „Dree Schreed“ beschreibt die zarte erste Begegnung zwischen dem von Zwangshandlungen bestimmten Max und der zugewandten Merle. Die Jury lobt den „dichten Erzählstil, die klaren unverbrauchten Bilder und die Knappheit der Sprache dieser beeindruckenden Geschichte“. Gelesen wird sie bei der virtuellen Feier von Ohnsorg-Schauspieler Markus Gillich.
Als Hartmut Großmann vor rund 50 Jahren nach Stelle in Niedersachsen zog, lernte er Platt wie eine Fremdsprache. Der 77-jährige pensionierte Studiendirektor hat heute in der Plattszene einen Namen. Und auch aus dem NDR Fernsehen kennen ihn viele: Hartmut Großmann ist einer der Shantyjungs, die vor dem offenen Fenster des Schellfischpostens in Hamburg „Inas Nacht“ begleiten. Mit der Geschichte „De Tiet de löppt“ hat Hartmut Großmann nun den mit 1000 Euro dotierten zweiten Preis bei „Vertell doch mal!“ 2020 gewonnen. Die Jury meint: „Das Eintreten von Demenz in einem jüngeren Lebensalter ist ein weniger beachtetes Thema in der Gesellschaft. In der Geschichte ‚De Tiet, de löppt’werden die Auswirkungen auf das Berufs- und Privatleben eines Ehepaares von Hartmut Großmann einfühlsam beschrieben.“ Robert Eder aus dem Ohnsorg-Ensemble liest die Geschichte.
Gesche Gloystein hat Theaterwissenschaften studiert. Als Dramaturgin am Niederdeutschen Schauspiel des Oldenburgischen Staatstheaters entflammte ihre Liebe zum Plattdeutschen. Inzwischen gehört die 33-jährige aus Oevelgönne in Niedersachsen zum Team des PLATTart Festivals, organisiert Poetry-Slams und leitet das Kulturzentrum Seefelder Mühle. Sie kann mit ihrer Episodengeschichte „Een Dag“ gleich den mit 800 Euro dotierten dritten Platz belegen. Die Jury: „Ein Tag, zwei Kontinente, drei Menschen – festgemacht am Beispiel des alltäglichen Lebensmittels Milch macht Gesche Gloystein Verwerfungen der Globalisierung anschaulich. Sie gibt der Sichtweise von Verbrauchern und Produzenten bei uns und in der Dritten Welt Raum, ohne selbst zu werten oder vermeintliche Lösungen anzubieten.“ Auf der Ohnsorg-Bühne wird die Geschichte von Birte Kretschmer vorgetragen.
Die Albersdorferin Silke Eggers-Boritzka, Lehrerin im Ruhestand, hat eigentlich durch ihre beiden Enkelkinder genug zu tun. Sie schreibt deswegen nur einmal im Jahr: immer, wenn zu „Vertell doch mal!“ aufgerufen wird. Ihre erste Geschichte belegte 2011 gleich den 1. Platz, 2013 schaffte sie es erneut unter die besten 25, dieses Jahr steht Silke Eggers-Boritzka wieder mit auf dem Treppchen. Den mit 700 Euro dotierten vierten Preis bekommt die Dithmarscherin für eine Geschichte über den Klimawandel und seine Bedeutung für Eisbären. Die Jury sagt, „Silke Eggers-Boritzka gelingt es in ihrer Geschichte „Schafft?“, die Bedrohung der Lebensgrundlagen eindringlich nahe zu bringen, indem sie sich in die Lage einer Eisbärenmutter auf Nahrungssuche versetzt. Das Fragezeichen am Schluss des vermeintlichen Happy-Ends stimmt nachdenklich.“ Schauspielerin Meike Meiners liest im Ohnsorg Theater diese Geschichte aus Knopfaugenperspektive.
Als Geschäftsführerin einer Ländlichen Akademie kann Christine Schmidt aus Emden mit Zahlen umgehen. Schreiben kann die 58-jährige Mutter dreier erwachsener Kinder auch. Seit Jahren verfasst sie platt- und hochdeutsche Theaterstücke und Lieder. Mit ihrer ersten Geschichte für „Vertell doch mal!“ überzeugte sie nun die Jury und bekam den mit 500 Euro dotierten fünften Preis zugesprochen. In den Augen der Jury ist ihre Geschichte „Dat Karma vun Tabea minn fiev“ ein Märchen über eine Zufallsbegegnung: „Tabea, die ihr Leben lang schon unter einem vermeintlichen Zahlenmysterium leidet – Jann, der die Unglückszahl fünf für sie umzudeuten weiß. Der Anfang einer Liebesgeschichte?“ Die Geschichte liest Manfred Bettinger aus dem Ohnsorg Ensemble.
Die 25 besten Geschichten von 2020 erscheinen in dem diesjährigen „Vertell doch mal!“-Buch. Die 26. Erzählung, die darin veröffentlicht wird, kommt von Henrikje Anneke Raßmus aus Jamel in der Nähe von Schwerin: Die 15-Jährige gewinnt im zweiten Jahr in Folge den Jugendpreis. Der „Ü-18-Pries“ („ü“ wie „ünner“) wird an junge Plattdeutschlernende vergeben. In diesem Jahr überzeugte Henrikje mit der Weltuntergangsgeschichte „De letzte Ogenblick“. Die Klimakatastrophe hat die Welt in Streit versetzt, was die Menschen retten sollte, hat alles nur verschlimmert … nun läuft der Countdown.
Den Erzählwettbewerb „Vertell doch mal!“ veranstalten die vier NDR Landesprogramme und Radio Bremen in Zusammenarbeit mit dem Ohnsorg-Theater. Er wird unterstützt von der PNE AG aus Cuxhaven. In diesem Jahr fand er zum 32. Mal statt; alle eingereichten Geschichten, bisher insgesamt mehr als 45.000, werden in der Landesbibliothek Schleswig-Holstein archiviert. Das Buch „Vertell doch mal! – Fief vör twölf“ erscheint in der Husum Druck- und Verlagsgesellschaft.
Zur Corona-Prävention geht die Abschluss-Gala in diesem Jahr nicht wie gewohnt im Hamburger Ohnsorg-Theater über die Bühne.
Virtuelle Feier am Freitag, 5. Juni, auf NDR.de/vertell und bremeneins.de / Abstimmung Publikumspreis bis Sonntag, 7. Juni
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