rbb QUEER: Am 18. Juni startet die dritte Staffel der nicht-heterosexuellen Filmreihe
rbb QUEER: Am 18. Juni startet die dritte Staffel der nicht-heterosexuellen Filmreihe
Berlin (ots) – Unter dem Titel rbb QUEER präsentiert das rbb Fernsehen zum dritten Mal seine Filmreihe jenseits der Hetero-Norm: großes Kino mit Liebesgeschichten, Coming-of-Age-Filmen und Beziehungsdramen. Vom 18. Juni bis zum 6. August 2020 laufen donnerstags am späten Abend insgesamt acht queere Filme, sieben davon als deutsche Erstausstrahlung.
rbb-Programmdirektor Dr. Jan Schulte-Kellinghaus: „Der Christopher Street Day hat eine lange und stolze Tradition in Berlin. Ein Sommer ohne ihn in gewohnter Form ist kaum vorstellbar. Aber schauen wir doch mal, was sich unsere queere Szene dazu einfallen lässt. Eines bleibt aber auch 2020 gleich: Der rbb zeigt wieder Flagge und die Filmreihe rbb QUEER im Programm. Mit vielen spannenden internationalen Produktionen, die größtenteils zum ersten Mal im deutschen Fernsehen zu sehen sein werden. Vielleicht ein kleiner Trost für die Community und unser Publikum in dieser Zeit.“
Björn Koll, Geschäftsführer von Salzgeber: „Ein lesbischer Liebesfilm einer jungen Regisseurin aus Kenia, ein Vater-Sohn-Drama aus Kuba, ein brasilianischer Coming-of-Age-Film über einen blinden Jungen, ein Film über die Aids-Aktivist*innen von ACT UP im Frankreich der frühen 90er – so vielfältig wünsche ich mir das deutsche Fernsehen! Bravo rbb! Weiter so! Vergessen wir nie, wie bunt, schön und divers diese Welt eigentlich ist bzw. sein könnte.“
Unmittelbar vor jeder Ausstrahlung stellt rbb-Filmexperte Knut Elstermann die cineastischen Highlights vor und liefert Hintergrundinformationen zu ihrer Entstehung und Rezeption.
Starke weibliche Blicke und Festivallieblinge
Den Auftakt der Reihe macht am 18. Juni um 23.35 Uhr der preisgekrönte Coming-of-Age-Film „Siebzehn“. In ihrem Regiedebüt zeigt Monja Art das Teenagersein in der österreichischen Provinz als Achterbahnfahrt der Gefühle und in einer Ansammlung von amourösen Minidramen, in denen lesbisches Verliebtsein für genau so viel Verwirrung sorgt wie heterosexuelles. „Siebzehn“ wurde beim Filmfestival Max Ophüls Preis 2017 als Bester Film ausgezeichnet. „Sensibel, entschlossen, wunderbar“, urteilte die Jury. Bei rbb QUEER ist „Siebzehn“ in deutscher Erstausstrahlung zu sehen.
Starke weibliche Blicke bestimmen die Reihe. Vier der Filme sind von Regisseurinnen, bei ebenso vielen Filmen haben Frauen die Kamera geführt. In „Beach Rats“ (2. Juli, 23.25 Uhr) erzählt die US-amerikanische Regisseurin Eliza Hittman, auch mithilfe der düster-verträumten Kameraarbeit von Hélène Louvart, eine Geschichte von schwulem Erwachen auf Coney Island. Dort sind Arbeitslosigkeit und Jugendkriminalität ebenso Alltag wie eine oft einseitige Vorstellung von Männlichkeit. Für ihr poetisch-realistisches Coming-of-Age-Drama wurde Hittman beim Sundance-Filmfestival 2017 mit dem Regie-Preis ausgezeichnet. Bei der diesjährigen Berlinale erhielt sie für „Niemals Selten Manchmal Immer“ den Großen Preis der Jury.
Regisseurin Catherine Corsini führt die Zuschauerinnen und Zuschauer in ihrem Sommerfilm „La belle saison – Eine Sommerliebe“ (9. Juli, 23.30 Uhr) ins ländliche Frankreich der 1970er-Jahre. In strahlenden Bildern schildert sie die Liebesgeschichte zweier junger, gegensätzlicher Frauen zwischen Leidenschaft und konservativen Moralvorstellungen in Zeiten gesellschaftlichen Umbruchs.
Widerständiges Kino
Aus Frankreich kommt auch der widerständigste Film der Reihe: Auf Basis persönlicher Erfahrungen erzählt Regisseur Robin Campillo in „120 BPM“ (25. Juni, 23.25 Uhr) von einer Gruppe junger Aids-Aktivistinnen und -Aktivisten im Paris der 1990er-Jahre. In seinem mitreißenden Zeitstück, das in Cannes mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet wurde, begegnet das schwule Liebespaar der damals weit verbreiteten politischen und gesellschaftlichen Ignoranz gegenüber HIV/Aids mit entschiedener Gegenwehr und einem unbändigen Willen zu leben. In einer Nebenrolle ist Frankreichs Starschauspielerin Adèle Haenel zu sehen.
Leiser, aber dabei nicht weniger stürmisch, hat der brasilianische Coming-of-Age-Film „Heute gehe ich allein nach Hause“ (16. Juli, 23.35 Uhr) sein Publikum erobert, als er auf der Berlinale 2014 mit dem Teddy-Award für den Besten Spielfilm ausgezeichnet wurde. Daniel Ribeiros charmanter Film über einen blinden Teenager, der sich das erste Mal verliebt, begeisterte auch international Kritik und Publikum.
Von Vorpommern um die ganze Welt
Haben sich die ersten beiden Staffeln von rbb QUEER vor allem mit europäischen Perspektiven beschäftigt, führt die Reihe dieses Jahr um die ganze Welt. Die filmische Reise geht dabei nicht nur nach Österreich, Frankreich, Brasilien und die USA, sondern auch nach Kuba, wo „Viva“ (23. Juli, 23.30 Uhr) spielt. Einfühlsam erzählt der irische Regisseur Paddy Breathnach vor der Kulisse der pulsierenden Metropole Havanna, wie ein queerer Junge und sein Vater nach langer Trennung ausgerechnet in einer Dragbar wieder zueinander finden. In Stefan Butzmühlens poetischem Seefahrerfilm „Lichtes Meer“ (30. Juli, 23.30 Uhr) treibt der Ruf der Ferne einen jungen Mann aus Vorpommern auf ein französisches Containerschiff mit Ziel Martinique – und in die Arme eines geheimnisvollen Matrosen.
Unter welch massiven Repressionen queere Menschen an vielen Orten der Welt noch immer leiden, erzählt schließlich der Abschlussfilm der Reihe, das lesbische Liebesdrama „Rafiki“ (6. August, 23.35 Uhr) aus Kenia. In seinem Heimatland, wo Homosexualität noch immer unter Strafe steht, wurde der Film zunächst mit einem Aufführungsverbot belegt, das erst nach einer Klage der Regisseurin Wanuri Kahiu gelockert werden konnte. „Rafiki“ erzählt von zwei jungen Mädchen, die entschlossen gegen Homophobie, religiöse Dogmen und die Strenge der Eltern aufbegehren. Ein mitreißender Film, der vor Freiheitsliebe und Lebensfreude in strahlenden Farben leuchtet.
rbb QUEER – Die Filme im Überblick
Donnerstag, 18. Juni 2020, 23.35 Uhr
„Siebzehn“, Österreich 2017, deutsche Erstausstrahlung
Regie: Monja Art, Darstellerinnen: Elisabeth Wabitsch, Anaelle Dézsy
Die letzten Wochen vor den Sommerferien, irgendwo in Niederösterreich: Die 17-jährige Internatsschülerin Paula ist heimlich in ihre Freundin Charlotte verliebt. Doch die ist mit Michael zusammen. Um sich von ihrem Liebeskummer abzulenken, lässt sich Paula auf ihren Schulfreund Tim ein, der selbst echte Gefühle für sie hat. Paula ahnt dabei nicht, wie oft auch Charlotte in Wahrheit an sie denkt. Und plötzlich kommt auch noch Lilli ins Spiel, die sich danach sehnt, begehrt zu werden und selbst als wilde Verführerin auftritt. Paula muss sich entscheiden, ob sie ihren eigenen Gefühlen folgt oder denen der anderen.
Donnerstag, 25. Juni 2020, 23.25 Uhr
„120 BPM“ (Originaltitel: 120 battements par minute), Frankreich 2017, OmU, deutsche Erstausstrahlung
Regie: Robin Campillo, Darsteller: Nahuel Pérez Biscayart, Arnaud Valois, Adèle Haenel
Paris, Anfang der 90er. Seit fast zehn Jahren wütet Aids in Frankreich, doch noch immer wird über die Epidemie in weiten Teilen der Gesellschaft geschwiegen. Mitterrands Regierung kümmert sich nicht um sexuelle Aufklärung und die Pharma-Lobby verschleppt die Entwicklung neuer Medikamente. ACT UP, eine Aktivistengruppe von Betroffenen, will auf die Missstände aufmerksam machen. Sie schmeißt mit Kunstblut gefüllte Wasserbomben auf die Wände von Forschungseinrichtungen und kapert bewaffnet mit Informationsbroschüren die Klassenräume der Stadt. Wie weit die Aktionen gehen dürfen, wird bei den wöchentlichen Treffen kontrovers diskutiert. Als der 26-jährige Nathan, der selbst HIV-negativ ist, zu ACT UP stößt, zieht ihn die Entschlossenheit der Gemeinschaft sofort in ihren Bann. Und er verliebt sich in Sean, den Mutigsten und Radikalsten der Gruppe. Zusammen kämpfen sie an vorderster Front, selbst dann noch, als bei Sean die Krankheit schon längst ausgebrochen ist.
Donnerstag, 2. Juli 2020, 23.25 Uhr
„Beach Rats“, USA 2017, OmU, deutsche Erstausstrahlung
Regie: Eliza Hittman, Darsteller: Harris Dickinson, Madeline Weinstein
Sommer auf Coney Island. Der Teenager Frankie driftet durch sein Leben. Tagsüber hängt er mit seinen Freunden am Strand ab, geht trainieren und raucht Gras. Doch weder seine machohaften, latent aggressiven Kumpels noch Simone, mit der er eine Affäre beginnt, scheinen ihn wirklich zu interessieren. Der einzige Ort, an dem Frankie offen über seine Gefühle und sexuellen Wünsche sprechen kann, ist der anonyme Chatroom, in dem er nachts mit älteren schwulen Männern schreibt. Nach einigem Zögern beginnt er sich mit Leuten aus dem Netz zu treffen und wagt sich in die Cruising-Bereiche am Flussufer vor. Doch als seine Kumpels sein Geheimnis zu entdecken drohen, muss Frankie eine radikale Entscheidung treffen.
Donnerstag, 9. Juli 2020, 23.30 Uhr
„La belle saison – Eine Sommerliebe“ (Originaltitel: „La belle saison“), Frankreich/Belgien 2015
Regie: Catherine Corsini, Darstellerinnen: Cécile de France, Izïa Higelin
Im Frankreich der 1970er Jahre zieht die 23-jährige Delphine vom Bauernhof ihrer Eltern nach Paris, um Engstirnigkeit und ländlichen Moralvorstellungen zu entkommen. Dort lernt sie die extrovertierte Carole kennen, mit der sie sich gemeinsam in der Frauenrechtsbewegung engagiert. Sogleich verliebt sich Delphine unsterblich in sie. Es dauert nicht lange, bis auch Carole, die noch nie mit einer Frau zusammen war, ihre Gefühle für sie entdeckt. Ihre stürmische Affäre wird jäh unterbrochen, als Delphines Vater schwer erkrankt und sie aufs Land zurückkehren muss, um ihrer Mutter bei der Arbeit auf dem elterlichen Bauernhof zu helfen.
Donnerstag, 16. Juli 2020, 23.35 Uhr
„Heute gehe ich allein nach Hause“ (Originaltitel „Hoje eu quero voltar sozinho“), Brasilien 2014, OmU, deutsche Erstausstrahlung
Regie: Daniel Ribeiro, Darsteller: Ghilherme Lobo, Fabio Audi
Leo ist von Geburt an blind, aber eigentlich ein ganz normaler Teenager. Er will keine Sonderbehandlung, sondern geküsst werden. Seine beste Freundin Giovana würde ja gerne, aber daran denkt Leo gar nicht. Dann kommt Gabriel in seine Klasse. Er begleitet Leo nach Hause, bringt ihm das Tanzen bei und beschreibt ihm die Mondfinsternis. Und nach einer Party gehört auch Leo zu den Jungs, die schon mal geküsst wurden.
Donnerstag, 23. Juli 2020, 23.30 Uhr
„Viva“, Irland 2015, OmU, deutsche Erstausstrahlung
Regie: Paddy Breathnach, Darsteller: Héctor Medina, Jorge Perugorría
Havanna, Kuba. Jesus arbeitet als Friseur in einer Dragbar, würde aber viel lieber selbst auf die Bühne. Als ihm die resolute Barchefin Mama endlich die Chance dazu gibt, wird Jesus von einem Gast auf offener Bühne attackiert. Erst auf den zweiten Blick erkennt er den Mann: Es ist sein Vater Angel, den er seit 15 Jahren nicht mehr gesehen hat. Ungefragt nistet sich Angel bei seinem Sohn ein und verbietet ihm, weiter als Sängerin aufzutreten. Jesus ist hin- und hergerissen: zwischen dem Wunsch, seinen Vater besser kennenzulernen, dessen aggressiven Trinkerlaunen und seinen eigenen Sehnsüchten, wieder Viva zu sein – die hingebungsvolle Diva. Erst als Jesus erfährt, warum sein Vater wirklich zurückgekehrt ist, findet er zu seiner eigenen Stimme.
Donnerstag, 30. Juli 2020, 23.30 Uhr
„Lichtes Meer“, Deutschland 2014, deutsche Erstausstrahlung
Regie: Stefan Butzmühlen, Darsteller: Martin Sznur, Jules Sagot
Marek beginnt ein Praktikum auf einem Containerschiff: 197 Meter lang, 30 Meter breit, mit dem Ziel Martinique. Voller Vorfreude verlässt er den Bauernhof der Eltern in Vorpommern und geht in St. Nazaire an Bord. Marek will die Freiheit kennen lernen und verliebt sich in den geheimnisvollen Matrosen Jean. Ob das ein Abenteuer bleibt oder tatsächlich was fürs Leben ist? Hat Jean wirklich einen Geliebten in jedem Hafen? Auf der Fahrt über den Atlantik wird Marek nicht unbedingt ein richtiger Seemann. Aber er wird erwachsen.
Donnerstag, 6. August 2020, 23.35 Uhr
„Rafiki“, Kenia/Südafrika/Niederlande/Frankreich/
Deutschland/Norwegen/Libanon 2018,
OmU, deutsche Erstausstrahlung, Regie: Wanuri Kahiu, Darstellerinnen: Samantha Mugatsia, Sheila Munyiva
„Gute kenianische Mädchen werden gute kenianische Ehefrauen“. Kena lernt schon früh, was von Mädchen und Frauen in ihrem Heimatland erwartet wird: artig sein und sich dem Willen der Männer fügen. So wird auch ihre alleinerziehende Mutter dafür verantwortlich gemacht, dass ihr Mann sie für eine jüngere Frau verlassen hat. Doch die selbstbewusste Kena lässt sich nicht vorschreiben, wie sie zu leben hat. So freundet sie sich auch mit der hübschen Ziki an, obwohl ihre Väter politische Konkurrenten sind. Das Gerede im Viertel ist den Mädchen zunächst ziemlich egal. Doch als sich Kena und Ziki ineinander verlieben, müssen sie sich entscheiden: zwischen der vermeintlichen Sicherheit, ihre Liebe zu verbergen, und der Chance auf ihr gemeinsames Glück.
Alle Filme der Reihe stehen für angemeldete Nutzerinnen und Nutzer zur Ansicht im rbb-Presseportal bereit. Honorarfreie Fotos finden Sie unter ard-foto.de.
„Siebzehn“, „120 BPM“, „La belle saison – Eine Sommerliebe“, „Viva“ und „Lichtes Meer“ sind nach Ausstrahlung sieben Tage in der ARD Mediathek abrufbar.
Pressekontakt:
rbb Presseteam
Nicola zu Stolberg / Elisabeth Schwiontek
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