Leopold Museum präsentiert künstlerischen Dialog zwischen Friedensreich Hundertwasser und Egon Schiele
Leopold Museum präsentiert künstlerischen Dialog zwischen Friedensreich Hundertwasser und Egon Schiele
Wien (ots) – Die Ausstellung „Hundertwasser – Schiele. Imagine Tomorrow“ beleuchtet erstmals die beiden Ikonen österreichischer Kunst
Am 19. Februar 2020 jährte sich der Todestag von Friedensreich Hundertwasser (1928-2000) zum zwanzigsten Mal. Als Maler, Vorkämpfer der Ökologiebewegung und Gestalter von Lebensräumen prägte er die Kunst des 20. Jahrhunderts über die Grenzen Österreichs hinaus. Wenig bekannt ist die intensive Beschäftigung des Künstlers mit der Person und dem Werk Egon Schieles (1890-1918).
Der als Friedrich Stowasser in Wien geborene Künstler überlebte mit seiner jüdischen Mutter die Diktatur des Nationalsozialismus und die Shoah. 1943 schuf Stowasser erste bewusste Zeichnungen nach der Natur. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs entschied er sich für den Künstlerberuf und schrieb sich an der Akademie der bildenden Künste in Wien ein. In Ausstellungen und Büchern entdeckte Stowasser die Kunst der Wiener Moderne: Vor allem Egon Schiele sollte in den folgenden Jahren eine zentrale Bezugsfigur für den international agierenden Künstler werden. Schiele war schon bei seinen Zeitgenossen für seine charakteristische Strichführung, seine Flächengliederung und sein tonales Kolorit berühmt. Die Selbststilisierung Schieles zum Propheten fand in Hundertwasser ebenso Widerhall wie die Darstellung der beseelten Natur.
Der in der Ausstellung Hundertwasser – Schiele. Imagine Tomorrow angelegte künstlerische Dialog mit Schiele führt anhand von rund 200 Exponaten von Hundertwassers Verschimmelungsmanifest zu Schieles Haus- und Städtebildern und von dessen Landschaften zur vegetabilen Abstraktion in Hundertwassers Werken. Erstmals beleuchtet das Leopold Museum diese beiden Ikonen österreichischer Kunst in einem neuen, überraschenden Licht und spürt der Verwandtschaft zweier Künstler nach, die einander nie persönlich kennenlernen konnten und die doch so viel verbindet.
Unerwartete, aber überzeugende Korrespondenzen zwischen dem Schaffen Hundertwassers und Schieles ergeben sich in formalästhetischer wie auch in motivischer Hinsicht. Die Oeuvres der beiden Künstler berühren sich in spezifischen Themenkomplexen, etwa der animistisch aufgefassten Natur, der Rolle des Künstlers als Prophet bzw. Priester, dem Verhältnis von Individuum und Gesellschaft oder der anthropomorphisierenden Auffassung von gebauter Umwelt, die hier wie dort als natürlich gewachsener Organismus erscheint.
Hans-Peter Wipplinger, Direktor Leopold Museum
Hundertwasser: Ich liebe Schiele
Auf Basis seiner Notizen und Tagebücher verfasste Hundertwasser um 1950/51 den poetischen Text Ich liebe Schiele. Der Künstler war für den jungen Maler ein „geistiger Vater“ und Kunst eine „neue Religion“. Als er 1949 durch Italien und Nordafrika reiste und nach Paris übersiedelte, schrieb Hundertwasser unzählige Briefe an seine Mutter nach Wien. In diesen Dokumenten legte er seine Überlegungen zur Kunst dar, schrieb Listen mit seinen Lieblingskünstlern und nannte immer wieder Egon Schiele. In Paris angekommen, ließ er sich von seiner Mutter Publikationen über Schiele nachsenden, die er an seine Freunde verschenkte. Hundertwassers Liebe zu Schiele währte ein Leben lang. Auch nach der Selbstfindung als Künstler 1950 sah er sich mit der Kunst Schieles verbunden und noch in seinen späten Lebensjahren hingen Reproduktionen von dessen Werken in seinen Wohn- und Arbeitsräumen.
Die Wahlverwandtschaft zwischen Friedensreich Hundertwasser und Egon Schiele bildet innerhalb der Kunst des 20. Jahrhunderts einen besonderen Sachverhalt. Sie beruht auf kunsthistorisch nachweisbaren Filiationen und Zusammenhängen im stil- und formgeschichtlichen sowie im geistes- und ideengeschichtlichen Bereich. Diese sind in vorliegendem Fall auch empirisch belegbar, bedenkt man die noch kaum aufgearbeiteten archivalischen Dokumente im Nachlass des jüngeren der beiden Künstler.
Robert Fleck, Kurator der Ausstellung
Welchen Schiele lernte Hundertwasser kennen?
Friedrich Stowasser, der sich ab Mitte 1950 Hundertwasser nannte, reagierte seit 1948 auf eine sich im Aufbruch befindliche Ausstellungspolitik, die auf die Wiederentdeckung der Wiener Moderne setzte. Hundertwasser konnte als Jugendlicher an mehreren Stellen in Wien auf das Werk von Egon Schiele stoßen: Ausstellungen, Bücher, Grafikmappen und Zeitungsberichte würdigten die Leistungen des inzwischen zum Mythos stilisierten Malers und Grafikers.
,Ich liebe Schiele‘, bekannte Hundertwasser bereits 1950/51! Zwei Jahre zuvor hatte er das Werk und das Leben des Wiener Expressionisten in Ausstellungen und Büchern entdeckt. Die Begeisterung für Schieles Gemälde und virtuose Strichführung begleitete Hundertwasser ein Leben lang. Doch für welche Konzepte und Werke Schieles begeisterte sich Hundertwasser? Beide nutzten Selbstdarstellungen, um sich als Künstler und seherisch begabte Persönlichkeiten zu inszenieren. Die Ausstellung im Leopold Museum zeigt erstmals, welche Verbindungen zwischen Hundertwassers Spiralen und Schieles „Tote Mutter“ I, zwischen Stadt- und Naturvorstellungen beider Maler existieren.
Alexandra Matzner, Wissenschaftliche Beratung
Reenactment. Die „Linie von Wien“
Am 18. Februar 2020 widmeten sich im Leopold Museum Studierende der Universität für angewandte Kunst unter der Ägide von Bazon Brock in einer Reinszenierung der „Endlosen Linie“. Im Wintersemester 1959/60 nahm Hundertwasser eine Gastdozentur an der Hamburger Hochschule für bildende Künste an. Gemeinsam mit Bazon Brock und Herbert Schuldt strebte er, beginnend am 18. Dezember 1959, in einem performativen Akt nach der Erschaffung einer „unendlichen Linie“, welche als die Linie von Hamburg in die Kunstgeschichte einging. Mit Pinsel und Farbe zogen die Teilnehmenden abwechselnd und Tag und Nacht hindurch eine ungleichmäßige Linie über Wände und Fenster. Die Aktion schlug medial so hohe Wellen, dass die Hochschulleitung die Fortführung untersagte und Hundertwasser die Linienziehung am 20. Dezember vorzeitig beendete.
Die Präsentation Imagine Tomorrow. Hundertwasser – Schiele entstand in Kooperation mit der Hundertwasser Gemeinnützigen Privatstiftung Wien und ist bis 31. August 2020 im Leopold Museum zu sehen. Begleitend zur Ausstellung ist ein umfassender Katalog erschienen, herausgegeben von Hans-Peter Wipplinger, mit einem Prolog von Hans-Peter Wipplinger und Beiträgen von Alexandra Matzner, Robert Fleck und Bazon Brock.
Ausführliche Presseunterlagen und -bilder (https://www.ots.at/redirect/HUNDERTWASSER-SCHIELE)
Eröffnungsfeierlichkeiten
Fundraising Dinner mit „Flower Power“ und festliche Ausstellungseröffnung
Ganz im Zeichen von „Flower Power“ stand das große Fundraising Dinner am Dienstag, 18. Februar 2020 anlässlich der Ausstellung Hundertwasser – Schiele, zu welchem Leopold Museum-Direktor Hans-Peter Wipplinger, Vorstandsvorsitzender Josef Ostermayer, Stiftungsvorstand Agnes Husslein-Arco und der Head des Circle of Patrons Georg Pölzl geladen hatten. Der Erlös der exklusiven Veranstaltung kommt der Forschungstätigkeit des Leopold Museum Research Center zugute.
Nach einem eleganten Cocktail-Empfang im festlich beleuchteten Oberen Atrium des Hauses, an dessen Wände Werke von Hundertwasser und Schiele projiziert wurden, besuchten die im Stile der späten 1960er Jahre gekleideten Gäste die Ausstellung und genossen im Anschluss das Dinner an den in den buntesten Hundertwasser-Farben gestalteten und mit prächtigen Blumen geschmückten Tischen. Für die beschwingte musikalische Umrahmung sorgte der Geiger Aliosha Biz.
Unter den rund 300 Gästen des Fundraising Dinners und den rund 2000 BesucherInnen der Ausstellungseröffnung am Donnerstag, 19. Februar 2020 fanden sich zahlreiche Prominente aus Kunst, Kultur und Wirtschaft, darunter Joram Harel, Vorsitzender des Stiftungsvorstandes der Hundertwasser Stiftung und seine Frau Lorna Harel, Andrea Fürst (Hundertwasser Archiv), die Sammlerpaare und LeihgeberInnen Mimi und Alexander Eisenberger, Christian Baha und Steffi Graf, Diethard und Waltraud Leopold, Klaus und Friederike Ortner, Ausstellungskurator Robert Fleck, „Denker im Dienst“ Bazon Brock, Desirée Treichl-Stürgkh und Andreas Treichl, die KünstlerInnen Arik Brauer mit seiner Frau Naomi, Martha Jungwirth, Elise und Erwin Wurm, Constantin Luser, Hans Kupelwieser, Hubert Scheibl, Martin Schnur und Walter Vopava. Ebenfalls gekommen waren Christoph la Garde (Auktionshaus im Kinsky), Andrea Jungmann (Sotheby’s Österreich), Architekt Carl Pruscha und Künstlerin Eva Schlegel, Florian Steininger (Direktor, Kunsthalle Krems), Bettina Leidl (Direktorin, Kunst Haus Wien), Donatella Ceccarelli (Flick Privatstiftung), Sandra Tretter (stv. Direktorin, Klimt-Foundation), die New Yorker Galeristin und Schiele-Expertin Jane Kallir (Gallery St. Etienne), Herbert und Friederike Koch, der ehemalige Finanzminister BM a.D. Hartwig Löger, Karl Regensburger (Intendant, ImPulsTanz), Gerald Bast (Rektor, Universität für Angewandte Kunst), Peter Baum, Philipp Breicha, Beat Steffan, Peggy und Christine Groult, Hans Raumauf und Barbara Grötschnig (Wiener Städtische Versicherungsverein), Galerist Julius Hummel, Alexandra Matzner (Wissenschaftliche Beraterin der Ausstellung), Christian Strasser (Direktor MuseumsQuartier), Christina Schwarz (Finanzdirektorin, Wien Museum), die Kunsthistoriker Patrick Werkner und Werner Telesko, Unternehmer Friedrich Wille u.v.m.
Bilder des Fundraising Dinner (https://we.tl/t-jWuxFCFsiC)
Fotos: Andreas Tischler und Ouriel Morgensztern / © Leopold Museum, Wien
Bilder der Ausstellungseröffnung (https://www.apa-fotoservice.at/galerie/22175)
Fotos: Leopold Museum im MQ/APA-Fotoservice/Tanzer
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